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Der wütende Hund kann sich nicht bewegen, er kann nicht fressen, er kann nicht schlafen. Er kann kaum hörbar knurren. Gefesselt von Anspannung und Zorn nähert er sich der Totenstarre. Aus dem Fenster im Haus hört er Stimmen. Ihm gefällt das alles nicht. Der wütende Hund kann seine Augen nicht rühren. Seine Lider zerdrückt und gedrängt. Im Sommer kriechen Fliegen auf seiner Hornhaut. Er kann nicht blinzeln. An diesen Tagen kommt der Geruch. Am Hafen der Stadt kommt der Abfall an. Es ist ein penetranter Geruch, die Hafenmitarbeiter haben ihn eine Woche auf ihrer Haut. In der einzigen Kneipe der Stadt riecht es in den Nächten nach Hafen und der Hafen nach Abfall und der Abfall nach Menschen und die Menschen nach Abfall. Daran haben sie sich gewöhnt. Der wütende Hund kann nichts tun. Manchmal träumt er einen Traum und wünschte, er wäre ein Sonnenschirm an einem hellen Sommertag und ihm wäre alles egal, er müsste sich nicht bewegen, er müsste nicht fressen, er müsste nicht schlafen und dann wäre die Welt vielleicht okay. Das gefiele ihm.

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Wenn diese Augen gesehen hätten und dieser Mund sprechen könnte, was hätten sie verinnerlicht, was hätte er zu berichten? Den meisten Statuen haben kein großes Schicksal, sie verkümmern auf den öffentlichen Plätzen, verspottet durch weiße Flecken der Tauben. Wenn sie Glück haben, stehen sie in einer Abstellkammer eines Instituts und haben ein entspanntes wie aufregungsarmes Dasein wie die Statue von Hermann von Friedhelm IV., einem Anführer in einer der unbedeutenden Schlachten nahe des Teutoburger Waldes. Er führte sein Heer in das Kriegsgeschehen, doch ging dort verloren zwischen den Germanen und Römern. Ein Heroldsträger wollte ihn gesehen haben, wie er sich hinter die Buchen des Waldes schlug, in einem Laufschritt, um den Hermann von Friedhelm IV. selbst die beeindruckenden Hasen dieser Gegend beneidet hätten. Mit Sicherheit lässt sich heute nur sagen, dass Hermann von Friedhelm IV. wenige Wochen später nahe dem heutigen Brüssel auftauchte. Dort sah ihn ein Bildhauer auf der Straße und der Künstler fühlte sich gleich von diesem Gesicht angezogen, dass er es in Bronze gießen musste. Er sprach Hermann von Friedhelm IV. an, der darüber jedoch nicht sonderlich erfreut war. Ihm behagte die Vorstellung nicht, dass Teile seines Lebens für die Nachwelt erhalten bleiben sollten – und sei es nur sein Gesicht. Der Bildhauer überlegte mehrere Tage über diesen Einwand seines neusten Objekts und entschloss sich dann doch zur Arbeit. Allerdings war Hermann von Friedhelm IV. da nicht mehr auffindbar, weswegen der Bildhauer die einzige Statue des Schlachtenkriegers aus seinem Gedächtnis formte. Es kann nur Zufall sein, dass der Bildhauer Hermann von Friedhelm IV. zwei kleine Hasenohren verpasste, die er auf dem prächtigen Helm platzierte, während das letzte Zeugnis von Hermann von Friedhelm IV. an die Nachwelt ist, dass er in seinen letzten Lebensjahren die Hasenzucht mit seinem bis heute gültigen Standardwerk begründete: »Rammler und ihre Hinterläufe. Eine Beobachtung zur Disziplin und Verbesserung des Körperbaus.«

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Als er erwachte, war der Dinosaurier fort. Wohin das Tier gegangen war? Der Dinosaurier zog durch das Land und erzählte, dass es keine Kometen gäbe und die Erde eine Scheibe sei, getragen von Hunderten von winzigen Schildkröten, die sich mit ihren kurzen Beinen im Vakuum des Alls abstrampelten. Er wartete nicht auf den Dinosaurier, doch bei ihrem Wiedersehen freute er sich für einen kurzen Moment, bis der Dinosaurier den Mund öffnete und ihm von seinem Erlöser berichtete. Da vermisste er die Erleichterung, als der Dinosaurier ihn verlassen hatte.

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