VOM UNGLÜCK DES VERSCHWINDENS

An seinem letzten Tag auf der Oberfläche der Erde fühlte sich Tycho innerlich zerrissen. Sein Freund hatte ihn vor einiger Zeit verlassen und auch sonst glaubte er nicht, dass er eine Kontrolle über sein Leben hatte. Es entglitt ihm, wie er sich selbst sagte, rutschte ihm durch die Hände. Und wie bei allen entglittenen Leben wehrte sich Tycho dagegen, als er es nicht mehr aushielt, schrieb seinem Ex, räumte die Wohnung auf, leerte den Müll, befand seinen Kühlschrank als zu leer. Dieser Drang hielt, bis er kurz vor der Kasse im Supermarkt angekommen war. Er stand da und musste warten, die Hinterköpfe der anderen Menschen studieren. Seine Blicke glitten über die ausgeblichenen Frisuren, zu Dosen, Tütensuppen und Gefrorenem in den Einkaufswagen, über ausgelaufene Converse, Lackschuhe und Sandalen, bis er sich den polierten Boden ansah, in dem sich die Lichter der Decke spiegelten und schlussendlich erblickte er sich dort, aufgestützt auf die Stange seines Einkaufswagens, eingepackt in einen dunklen Mantel, sein Gesicht verschwommen, denn der Boden gab nicht mehr Details als nötig wieder, doch deutlich stand Tycho dort, auf dieser anderen Seite. Schon konnte er sich nicht vorstellen, dass er jemals woanders gestanden hatte. Er spürte, wie sich die Welt drehte, wie er im Boden versank, wie sein Leben an ihm vorbeizog und es war schlussendlich kein großartiges, aber ein lebenswertes Leben gewesen. Am Abend wunderte sich Reine über den verwaisten Einkaufswagen und bemerkte nicht den merkwürdigen Umriss des Schattens zu ihren Füßen, als sie das Licht des Supermarkts ausschaltete und die Dunkelheit alles übermalte.