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ZERBROCHENER REGEN

Aktualisiert: 27. Juli 2020



Als der erste Tropfen auf dem Regenschirm zerschellte, saßen Du und ich dort und blickten auf die Fassaden der müden Häuser, deren Fenster so leer waren. Ich fürchtete, dass sie erschöpft von unseren Gesprächen seien, aber Du lachtest darüber, als hättest Du nie etwas Unsinnigeres gehört. Während der nächste Tropfen auf dem Schirm zerbrach, starrte ich auf dieses eine Fenster, auf dessen Dunkelheit, einer Pupille gleich, suchte nach der Regenbogenhaut, fand aber nur Nichts dort hinter dem Glas. Du trankst gerade von Deinem Schwarztee, als der dritte Regentropfen mit einem feinen Geräusch auf dem Schirm zersplitterte und ich den Schatten dort oben sah, wie er vorbeihuschte, ein kurzes Verdrehen des Auges. Du sprachst noch viel. Ich hörte zu, meine Hände krampfend um den Stab des Schirms, stets in Angst, dass uns doch noch ein Tropfen treffen könnte, angefüllt mit Missgunst für uns beide.

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